Muster und Merkmale

Eine dysfunktionale Familie ist eine Familie, in der die Beziehungen, Kommunikation und das Verhalten zwischen den Familienmitgliedern in negativer Weise gestört sind. Es gibt verschiedene Merkmale und Muster, die auf eine dysfunktionale Familie hinweisen können. Hier sind einige häufige Merkmale:

Mangelnde Kommunikation: In dysfunktionalen Familien ist die Kommunikation oft gestört oder fehlt ganz. Es kann eine Atmosphäre des Schweigens, der Geheimhaltung oder der ständigen Konflikte geben. Die Mitglieder können Schwierigkeiten haben, offen miteinander zu sprechen oder ihre Gefühle auszudrücken. Auseinandersetzungen können zu langem Schweigen zwischen den Familienmitgliedern führen. Eine klare, offene Kommunikation auch zur Konfliktlösung findet so gut wie nicht statt. Selbst kleine Meinungsverschiedenheiten eskalieren oft zu lautem Streit. Eine Lösung scheint nicht in Sicht. Oft werden Probleme ignoriert und ausgesessen oder jemandem innerhalb der Familie in die Schuhe geschoben: Du bist schuld, dass wir dieses Problem haben.

Unausgeglichene Machtverhältnisse: Dysfunktionale Familien weisen oft ungesunde Machtstrukturen auf. Einzelne Familienmitglieder können übermäßige Macht und Kontrolle ausüben, während andere unterdrückt oder vernachlässigt werden. Hierarchien können starr sein und es kann eine Atmosphäre von Dominanz und Unterwerfung herrschen.
Man nennt es auch den „Krieg des Willens“. Wer seinen Willen am lautesten hinausschreit und am druckvollsten in die Familie trägt hat (vermeintlich) Recht. Dysfunktionale Familien sind nicht in der Lage klare und gerechte Regeln innerhalb der Familie aufzustellen. Was dem einen erlaubt wird, ist dem anderen untersagt. Ungleichbehandlungen sind an der Tagesordnung. Gleichzeitig werden Bewertungen und Etiketten verteilt: ein Kind wird zum Sündenbock und ein anderes zum Engel gemacht.
Es kommt ebenfalls vor, dass die persönlichen Grenzen der einzelnen Familienmitglieder missachtet und überschritten werden. Auch ein eigener Wille, persönliches Eigentum und/oder die Privatsphäre werden häufig nicht respektiert und/oder als Egoismus und der Wunsch danach als „Spaltung der Familie“ abgewertet.

Emotionale Instabilität oder Armut: In einer dysfunktionalen Familie können Emotionen stark schwanken. Es kann eine erhöhte Anspannung, Angst, Wut oder Depression geben. Familienmitglieder können Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen angemessen zu regulieren und können unvorhersehbares oder extremes Verhalten zeigen. Gleichzeitig mangelt es an emotionalem Verständnis und emotionaler Wärme. Bedingungslose Liebe gibt es nicht. Liebe ist stattdessen an Bedingungen geknüpft. Formen liebevoller Zuneigung und inniger Wärme wie zum Beispiel Umarmungen, Streicheln, Kuscheln enden oft in frühester Kindheit, wenn es denn überhaupt jemals stattgefunden hat. Lob und Anerkennung oder Liebesbekundungen werden nicht ausgesprochen oder an sehr hohe (bzw. unerreichbare) Bedingungen geknüpft.

Missbrauch und Vernachlässigung: Da Eltern dysfunktionaler Familien häufig nicht fähig sind, sich emotional selbst zu regulieren, benutzen sie ihre Kinder zur Stabilisierung. Dadurch werden die Kinder zum Ausleben von angestautem Ärger und Frustration missbraucht. In gewalttätigen Familien werden sie sogar sprichwörtlich zum Prügelknaben (siehe oben auch „Sündenbock“). In anderen Fällen wird der Nachwuchs vernachlässigt, ignoriert und viel zu lange allein in Laufställe oder Zimmern eingesperrt. Dysfunktionale Familien können verschiedene Formen des Missbrauchs aufweisen, sei es körperlicher, sexueller oder emotionaler Missbrauch. Vernachlässigung kann auch ein Problem sein, bei dem grundlegende Bedürfnisse nicht erfüllt werden, sei es physisch, emotional oder psychologisch.

Unklare oder unsichere Rollen: In einer dysfunktionalen Familie können die Rollen und Erwartungen der Familienmitglieder unsicher oder verwirrt sein. Man weiß nie so richtig woran man ist. Und so wächst man in unsicheren Verhältnissen auf. Die Familie erscheint bedrohlich und Kinder lernen, vorsichtig und wachsam zu sein. Sie gehen wie auf Zehenspitzen durch die Wohnung, immer auf der Hut. Gleichzeitig können Kinder übermäßige Verantwortung übernehmen oder in erwachsenenähnlichen Rollen enden, während Erwachsene möglicherweise nicht in der Lage sind, ihre Elternrolle angemessen auszufüllen oder ihrer Vorbildfunktion für die Kinder gerecht zu werden.

Mangelnde Unterstützung und Zusammenhalt: Dysfunktionale Familien können Schwierigkeiten haben, ein unterstützendes und zusammenhaltendes Umfeld zu schaffen. Es fehlt möglicherweise an gegenseitiger Unterstützung bei Problemen, Konflikten oder individuellen Bedürfnissen. Familienmitglieder können sich isoliert oder unverstanden fühlen. Häufig werden sie auch gegeneinander ausgespielt.

Es ist wichtig zu beachten, dass dysfunktionale Familien in vielerlei Hinsicht variieren können und nicht alle Merkmale aufweisen müssen. Die Auswirkungen einer dysfunktionalen Familie können sich im individuellen Wohlbefinden und in eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen. Eine Therapie oder professionelle Unterstützung kann hilfreich sein, um diese Muster zu erkennen und gesündere Dynamiken zu entwickeln.

Wie systemische Beratung und die Akzeptanz-und-Commitment-Therapie helfen können